Entwicklung seit 2005: Die ETH heute

Wo flexibilisiert wird, da müssen Ersatzsicherheiten geschaffen werden. Die ETH hat diese Sicherheit dadurch gewonnen, dass sie ihre Netzwerke globaler vert?ut, ihre Informationstechniken aufgerüstet und sich schrittweise zur naturwissenschaftlich-technischen Universit?t gewandelt hat.

ETH Zürich, Standort Hönggerberg
Der ETH-Standort H?nggerberg.

Seit den 1970er-Jahren l?sst sich eine deutliche Internationalisierung der Berufung von Professorinnen und Professoren feststellen. Die seit den sp?ten 1980er-Jahren ins Kraut schiessenden Evaluationen und Rankings machten die ETH auf internationalem Niveau vergleichbar, und seit den ausgehenden 1990er-Jahren wird intensiv an einer Europ?isierung des Studiensystems im Rahmen der Bologna-Reform gearbeitet. Gleichzeitig findet die Globalisierung darin ihren Niederschlag, dass sich die ETH am internationalen Wettbewerb um hervorragende Doktorandinnen und Doktoranden beteiligt. Nicht zu untersch?tzen ist schliesslich der sprachliche, mediale und argumentative Druck zur Vereinheitlichung, den das wissenschaftliche Publikationswesen in den vergangenen Jahrzehnten erlebte.

Neue Bew?ltigungsstrategien des Hochschulalltags

Die informationstechnologisch gestützte Flexibilisierung der Strukturen und die ver?nderte Lebenswelt der ETH führten jedenfalls zu neuen Bew?ltigungsstrategien des Hochschulalltags. Die ETH hat sich in den letzten Jahren zu einer naturwissenschaftlich-technischen Universit?t gewandelt, deren Angeh?rige die Gesetze von Angebot und Nachfrage bestens kennen, die wissen, wo sich ihnen die Absatz- und Konsumm?rkte der Information am leichtesten erschliessen, und wie sie als Expertinnen und Experten des self management oder des change management auftreten k?nnen.

Die Angeh?rigen der ETH pr?gen dabei noch radikaler die Zukunft, als es sich die Gründer des Polytechnikums je h?tten tr?umen lassen. Immer mehr geht es in der Leitung der Hochschule um weitreichende und zukunftsgerichtete Entscheidungen – bei der Ausgestaltung von Studieng?ngen wie bei der Berufung von Professorinnen und Professoren. Dies h?ngt damit zusammen, dass die universit?re Forschung von der Anwendungsorientierung der Fachhochschulen klar unterscheidbar bleiben muss. Sie besch?ftigt sich daher mit Dingen, die sich in immer fernerer Zukunft als industrialisierbar erweisen werden.

Gleichzeitig werden – und das ist ein neues Ph?nomen – Planung und Berichtswesen im change management unserer Tage immer ?fter enggeführt, Zukunft also immer st?rker an die Gegenwart gebunden. Nicht umsonst heisst die ETH heute ihre Besucher in der Welt des Tomorrow willkommen. Denn inzwischen registrieren die Sensoren des universit?ren ?reporting? kleinste zukünftige Ver?nderungen bereits in der Gegenwart.

Auch die durchflexibilisierte institutionelle Mechanik reagiert sensibel auf kleinste Datenbanksignale und mediale Effekte der Gegenwart. Das damit erm?glichte Finetuning in real time, d.h. das informationstechnisch gestützte, koordinierende ?Hineinh?ren? in die Hochschule, ist jedoch in ein delikates Verh?ltnis zu jenem v?llig anderen Führungsprinzip getreten, das man gelegentlich leadership nennt und dem man inzwischen wieder zugesteht, Direktiven zu erteilen.

Die hier gezeigten Inhalte entstanden im Rahmen des Projekts ?ETHistory 1855-2005?. Die Projekt-Website, eine Web-Ausstellung des Instituts für Geschichte der ETH Zürich, bietet zahlreiche weitere Informationen zur ETH-Geschichte und erm?glicht virtuelle Zeitreisen durch 150 Jahre Hochschulgeschichte.

www.ethistory.ethz.ch

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert